Durch den zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) hat sich geradezu ein Hype um das Thema entwickelt. Da ist es kaum verwunderlich, dass es zu Missverständnissen kommt und viele gar nicht genau wissen, was KI eigentlich kann und was nicht. Wir werfen einen genaueren Blick auf die sechs häufigsten Mythen, die sich um künstliche Intelligenzen ranken.
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, unserer Gesellschaft und Unternehmen, die mit der Technologie arbeiten, einen großen Mehrwert zu bieten. Autonome Fahrzeuge werden aktuell getestet, Echtzeit-Übersetzungssysteme werden von vielen Menschen genutzt und intelligente Technologien helfen uns dabei, zuhause weniger Wasser, Strom, Gas und Öl zu verbrauchen und so Geld zu sparen. Im Laufe des Tages haben die meisten von uns in der einen oder anderen Form mit KI Kontakt. Leider sind aber auch zahlreiche Fehlinformationen über die Fähigkeiten künstlicher Intelligenzen in Umlauf – kaum verwunderlich, da es sich um eine extrem komplexe Technologie handelt. Daher möchten wir Sie nun über sechs häufige Mythen aufklären.
Mythos Nr. 1: KI ist zu 100 % objektiv
Im Mittelpunkt der KI-Technologie stehen Daten. Aber auch Eingaben durch und Regeln von menschlichen Experten sind für die Akzeptanz und richtige Nutzung einer künstlichen Intelligenz vonnöten. Genau dann stellt sich aber häufig die Frage, welchen Einfluss diese Experten dadurch auf die KI nehmen. Menschliche Entscheidungen können in diesem Bereich – wie auch überall sonst – fehlerbelastet sein oder durch gesellschaftliche oder individuelle Vorurteile beeinflusst werden, die sich häufig unbewusst einschleichen. Aus diesem Grund könnten KI-Monopole zu einem großen Problem werden: Übernimmt ein KI-System die Führung, kann es ganze Ökosysteme erstellen, die auf solchen Vorurteilen beruhen. Sowohl die Verfügbarkeit einer breiten Auswahl verschiedenster Lösungen als auch die Vielfalt von KI-Tools in Sachen Durchführung und Nutzung sind somit extrem wichtig.
Mythos Nr. 2: KI wird uns alle ersetzen
Die Vorstellung, dass KI uns alle arbeitslos machen könnte, ist ein weiterer Mythos, der sich mit keinerlei Daten belegen lässt. Sicher ist, dass diese Technologie durchaus unseren Arbeitsplatz transformieren und zeitraubende und langweilige Aufgaben automatisieren kann, doch Menschen wird sie kaum ersetzen können. Die Möglichkeit, große Datenmengen zu steuern, zu analysieren und zu verwalten kann außerdem bei komplexeren Aufgaben unterstützend wirken. So kann KI beispielsweise im Gesundheitswesen eingesetzt werden, um Krankheiten zu erkennen. Nur, weil KI zweifellos unsere aktuellen Arbeitsweisen ändern wird, heißt das aber noch lange nicht, dass menschliche Intelligenz über kurz oder lang überflüssig ist. Tatsächlich wird unsere Rolle bei der Überwachung dieser Systeme – insbesondere in Hinsicht auf die Vorurteilsgefahr, über die wir vorhin schon gesprochen hatten – in Zukunft immer wichtiger werden.
Mythos Nr. 3: Mit KI simulieren wir bereits jetzt komplexe kognitive Funktionen
Der Mythos, dass KI bereits jetzt komplexe kognitive Systeme seien und menschliche Gedanken simulieren könnten, entstand hauptsächlich in Hollywood und durch beliebte Filme wie „Matrix“. Extrem intelligente kognitive Modelle, die menschliche Denkprozesse nachahmen können, sind bei weitem nicht so fortgeschritten wie viele glauben. Viele führende Experten auf dem Gebiet haben mehrfach von den Problemen bei der KI-Entwicklung berichtet. Unter ihnen ist auch der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt, der seine Sorgen über die potenzielle neue Positionierung Russlands und Chinas als Supermacht mitteilte. Sehr viel weniger schwierig ist es, sich eine Welt vorzustellen, die von kognitiven Computern beherrscht wird.
Mythos Nr. 4: KI- und ML-Algorithmen lassen sich problemlos für Mehrzweck-Anwendungen einsetzen
Immer mehr Unternehmen investieren viel Geld in KI- und Maschinenlern- (ML-)Algorithmen. Große Sprünge bei der Entwicklung haben dazu geführt, dass viele Menschen heute davon ausgehen, dass ein einmal für eine bestimmte Aufgabe optimierter Algorithmus auch einfach für einen anderen Zweck eingesetzt werden kann. Im Gegensatz zur gängigen Meinung ist das aber gar nicht so einfach. Die Verwendung von Maschinenlernalgorithmen für bestimmte Situationen geschieht nur unter der strengen Aufsicht von Menschen. So war beispielsweise das DeepMind-AlphaGo-Programm von Google in der Lage, einen führenden, professionellen südkoreanischen Go-Spieler zu schlagen, doch seine KI-gesteuerte Kamera musste dazu erst von Berufsfotografen geschult werden. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass wir in Zukunft durchaus Mehrzweck-KI entwickeln und verwenden werden.
Mythos Nr. 5: Jeder verwendet KI
KI ist heute einer der am häufigsten falsch verwendeten Begriffe. Eine Umfrage in diesem Jahr von der in London ansässigen Venture-Capital-Gesellschaft MMC durchgeführt, zeigte, dass 40 % aller Start-ups, die sich selbst als „Europäische KI-Unternehmen“ präsentieren, überhaupt keine künstliche Intelligenz einsetzen und einfach nur vom aktuellen Hype profitieren. Insgesamt 2830 KI-Start-ups aus 13 EU-Ländern wurden befragt. Aber auch größere Anbieter nutzen die aktuelle Stimmung auf dem Markt aus und übergeben diesen Aufgabenbereich teils vollständig an Drittanbieter. Obwohl viele Unternehmen die Nutzung von KI offen vermarkten, arbeitet der Großteil von ihnen eigentlich mit Maschinenlern-Software. Maschinenlernen ist einer der dem Thema KI untergeordneten Fachbereiche und kombiniert mathematische Vorgänge so, dass ein System oder eine Maschine Informationen aus einer zugrundeliegenden Datenbank ableiten kann. Zu ML-Techniken gehören sowohl das überwachte als auch das unüberwachte Lernen.
Mythos Nr. 6: KI steht nicht im Mittelpunk
Angesichts der revolutionären Eigenschaften dieser Technologie sollten Unternehmen ihren potenziellen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb analysieren. Deswegen sollte die Einführung von KI eine strategische Initiative sein, und kein nachträglicher Einfall. Es ist überlebenswichtig, sich mit dem Thema KI auseinanderzusetzen, Anwendungsfälle im Unternehmen zu identifizieren und dann eine bewusste Entscheidung dazu zu treffen, ob die Technologie verwendet werden soll oder nicht.