Am 13. März veranstalteten wir während der MIPIM 2024 im sonnigen Cannes eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „"Pioneering Paths: Frauen in der Immobilienbranche“. Von der MIPIM nur einen kurzen Spaziergang entfernt, konnten unsere Teilnehmer von den Erfahrungen und Erkenntnissen erfahrener weiblicher Experten aus der Immobilienbranche profitieren.
An der von Josephine Jakub, SVP Global Marketing bei Drooms, moderierten Podiumsdiskussion nahmen drei Führungskräfte aus der Branche teil:
- Susanne Jakob, Leiterin Investment Management bei pbb invest
- Marlies Zwols , Geschäftsführerin bei OZ Architect
- Jette de Beauregard, Associate Partner bei Drees & Sommer
Die Diskussion deckte eine Reihe von Themen ab und bot wertvolle Ratschläge und Perspektiven. Hier ein Einblick in die Diskussion:
Entscheidende Momente
Auf die Frage nach bestimmten Momenten in ihrer Karriere, die einen bleibenden Einfluss hatten, erzählte Marlies von dem zweiten Jahr ihrer Karriere in der Architektur: „Ich musste lernen, selbstständig zu denken, anstatt nur Befehle auszuführen. Das erste Mal, dass ich echtes Lob von meinem Vorgesetzten bekam war, als ich aufhörte, zu interpretieren, was sie von mir erwarteten und einfach das tat, was ich für richtig hielt.“
Susanne erklärte, dass es für sie eher eine Reise des lebenslangen Lernens ist als bestimmte entscheidende Momente. „Bleiben Sie neugierig und verfolgen Sie die Entwicklung der Branche“, riet sie unserem Publikum.
Für Jette waren es Jobwechsel außerhalb ihrer Komfortzone. „Ich fing an, nach Rollen zu streben, für die ich mich noch nicht ganz bereit fühlte. Natürlich musste ich ein paar Rückschläge einstecken, aber dann bekam ich eine Chance. Ich ging das Risiko ein, dass ich nicht perfekt für die Rolle war, erkannte aber, dass das Unternehmen mir vertraut. Dadurch habe ich selbst an mich geglaubt.“
Wichtige Eigenschaften und Fähigkeiten für den Erfolg
Als Führungskräfte in ihren jeweiligen Bereichen unterstrichen unsere Diskussionsteilnehmer die Bedeutung von Zielstrebigkeit, Wissen, Freundlichkeit und Authentizität in Führungsrollen. Sie betonten die Notwendigkeit von Kompetenz, strategischem Denken und Anpassungsfähigkeit sowie Qualitäten wie Fleiß, Belastbarkeit und Delegationsfähigkeiten. Jette betonte: „Als Führungskraft muss man da sein, um andere zu unterstützen, aber auch lernen, effektiv zu delegieren.“
Unser Panel ging nicht nur auf die für Führungspositionen erforderlichen Fähigkeiten ein, sondern erörterte auch allgemeine Fähigkeiten, die für den Erfolg in der Immobilienbranche erforderlich sind. Neben dem Aufbau eines soliden Fundaments an Branchen- und Marktkenntnissen sind auch Soft Skills (wie beispielsweise Selbstvertrauen, Anpassungsfähigkeit und Authentizität) wichtig. Es ist nicht verwunderlich, dass in der heutigen Welt auch Kenntnisse in Technologie und digitalen Tools unverzichtbar sind. Wie viele andere Branchen wird auch die Immobilienwirtschaft immer internationaler, sodass auch Sprachwissen von Vorteil ist.
Auch das Networking wurde als entscheidend für den beruflichen Aufstieg hervorgehoben. „Meine Empfehlung an alle Berufstätigen ist, frühzeitig einzusteigen: Treten Sie Netzwerken so früh wie möglich bei, auch schon während der Schule oder des Studiums“, sagt Susanne.
Marlies betonte den Wert des Wissensaustauschs und der Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls durch Networking und sagte: „Beim Networking geht es nicht nur darum, auf der Karriereleiter aufzusteigen. Es geht auch darum, Wissen zu teilen. Anfangs sollte man sich darauf konzentrieren, Gleichgesinnte zu finden und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen“, betonte Marlies.
Jette betonte die Bedeutung des Aufbaus starker Beziehungen innerhalb des Arbeitsumfelds, insbesondere im modernen Zeitalter des Home Office. Sie erwähnte: „Networking macht mir wenig Spaß, es ist für mich der schwierigste Teil meines Jobs. Ich habe Networking anders gemacht – ich habe mich mit Leuten vernetzt, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Man weiß nie, wo sich die Wege wieder kreuzen werden. Arbeiten Sie also an Ihrem Netzwerk, nicht nur bei Veranstaltungen wie der MIPIM, sondern auch jeden Tag im Büro.“
Hürden und Herausforderungen überwinden
Die Hürden, die unsere Diskussionsteilnehmer teilten, fanden großen Anklang bei unserem weiblichen Publikum. Wichtige Diskussionspunkte waren Fragen zur Gleichstellung wie die Überwindung von Vorurteilen und Stereotypen oder der Umgang mit dem „Gender Pay Gap“.
„Ich war schockiert, als ich vor 20 Jahren herausfand, dass meine männlichen Kollegen 20 % mehr verdienten als ich. Ich habe es überwunden, indem ich nach einem neuen Job gesucht habe, bei meinen Verhandlungen behutsam vorgegangen bin und mir dieses Problems bewusst gemacht habe“, sagte Susanne.
Marlies erwähnte eine weitere Herausforderung, die unabhängig vom Geschlecht war: „Ich wünschte, jemand hätte mich auf die Einsamkeit vorbereitet, die mit der Führung einhergeht.“ Sie erklärte, dass sich die Dynamik ändert, sobald man eine Führungskraft wird und man nicht länger Teil der „Gruppe“ ist und sich anfällig für Kritik an seinen Entscheidungen macht. Marlies betonte, wie wichtig es sei, so weit wie möglich offen und ehrlich über die Motive hinter Entscheidungen zu sprechen. Sie nahm die Tatsache in Kauf, dass es ihr nicht immer gelingen wird, es allen recht zu machen. Sie hat außerdem Projektteams gebildet für Entscheidungen, die auf viele Kollegen Einfluss haben, sodass jeder Verantwortung übernehmen kann.
Unsere Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es zwar definitiv Fortschritte für Frauen in der Branche gegeben hat, es aber noch viel zu tun gibt. Dazu gehören das geschlechtsspezifische Lohngefälle und die Bekämpfung von Stereotypen. Dabei sollten wir nie vergessen, die in der Branche tätigen Männer einzubeziehen – sie sind ebenso notwendig, um ein integratives und diverses Arbeitsumfeld aufzubauen.
Mentoring und Unterstützung finden
Mentoring und die Suche nach Unterstützung durch Kollegen erwiesen sich als entscheidender Faktor für die Karriereentwicklung unseres Panels. Jette betonte: „Von meinem ersten Job auf der Baustelle im Alter von 19 Jahren bis heute waren meine Mentoren immer Männer!“ Sie betonte, wie wichtig es sei, allen Kollegen, Managern und Direktoren zuzuhören und von ihnen zu lernen, unabhängig von Geschlecht oder Position.
Die Suche nach weiblichen Vorbildern wurde von Marlies hervorgehoben: „Mentorinnen, angefangen bei meiner eigenen Mutter, gaben mir Beispiele, wie ich Familie und Beruf auf gesunde Weise erfolgreich vereinbaren kann.“
„Zögern Sie nicht und haben Sie keine Angst, direkt auf eine Person zuzugehen“, fügte Susanne hinzu.
Ratschläge für den Umgang mit Herausforderungen und schwierigen Gesprächen
Unser Panel hatte alle eine Menge Herausforderungen und schwierige Gespräche und gab unserem Publikum praktische Ratschläge. Susanne betonte, wie wichtig es ist, Geduld und Selbstvertrauen zu haben. Es ist jedoch auch hilfreich Coaching zu finden, wo es nötig ist: „Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten, die in solchen Situationen nützlich sind, etwa persönliche Coachings oder Rhetorik-Seminare.“
„Identifizieren Sie sich nicht mit dem Problem – es ist ein geschäftliches Problem, kein persönliches. Bleiben Sie ruhig und freundlich und versuchen Sie, Kritik nicht persönlich zu nehmen“, sagte Marlies und fügte hinzu: „Wenn der Ton doch persönlich wird, sage ich der Person, dass ihr Ton nicht konstruktiv ist und wir das Problem auf diese Weise nicht lösen werden.“
Jette stimmte zu, dass es der beste Weg sei, diplomatisch zu bleiben. Sie erinnerte das Publikum daran, dass man nie weiß, wen man in Zukunft wieder treffen wird. Ihr Rat: „Nehmen Sie sich Zeit, über Ihre Antwort nachzudenken – antworten Sie beispielsweise niemals sofort auf eine hitzige E-Mail. Sie können Ihre Antwort schreiben, um es sich von der Seele zu schreiben, aber schlafen Sie eine Nacht darüber und lesen Sie sie am Morgen noch einmal, bevor Sie sie absenden.“
Initiativen zur Förderung von Inklusion und Vielfalt
Ein weiteres sehr wichtiges Thema: Welche Schritte oder Initiativen empfiehlt unser Gremium, um Inklusivität und Vielfalt in der Branche zu fördern? Marlies möchte, dass wir die Art und Weise überdenken, wie wir Frauen auf Führungspositionen vorbereiten. „Schon früh in ihrer Karriere müssen sie daran glauben, dass alles möglich ist, dass sie gut genug sind und dass ihre Stimme genauso gehört wird wie die aller anderen. Dies ist ein Prozess und keine Fähigkeit, die Sie in einem Kurs erlernen können. Personalabteilungen müssen dies als langfristiges Ziel betrachten und zu diesem Zweck Bewertungssysteme entwickeln.“
Sowohl Susanne als auch Jette waren sich einig, dass Flexibilität und vielfältige Arbeitsmodelle die Inklusion in der Branche fördern. Dies gilt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. „Wir müssen es auch Männern ermöglichen, sich Auszeiten zu gönnen, zum Beispiel in die Elternzeit. Es sollte gefördert werden“, kommentierte Jette. Auch unsere Zuhörer waren davon überzeugt: Eine Zuhörerin erwähnte, dass ihr männlicher Kollege, der sich in Elternzeit befindet, dies nicht in seine automatische „Abwesenheits“-Antwort aufgenommen habe, Männer dies jedoch auch offen kommunizieren sollten.
Zukünftige Chancen und abschließende Ratschläge
Mit Blick auf die Zukunft war sich unser Gremium einig, dass es in diesem Sektor grenzenlose Möglichkeiten für Frauen gibt. Eine besondere Chance sieht Susanne in Nischenthemen, die noch relativ jung sind und Spezialisten benötigen, wie zum Beispiel ESG und KI. Interessenten, die in die Branche einsteigen möchten, empfahl sie, so früh wie möglich möglichst viele praktische Erfahrungen in den verschiedenen Branchen zu sammeln und sich außerdem mehreren Netzwerken anzuschließen, um Wissen und Erkenntnisse zu sammeln.
„Innovation, Digitalisierung und Robotik werden die Immobilienlieferkette in den kommenden Jahren stark verändern. „Mir scheint, dass es in einer Branche, die sich verändert, mehr als genug Raum für Frauen geben wird, ihren Platz zu finden“, sagte Marlies.
Jette glaubt nicht, dass die Branche zu gleichen Teilen zwischen Männern und Frauen aufgeteilt sein wird, bis nicht auch an den Universitäten ein 50:50-Verhältnis besteht. Dies gilt es in den kommenden Jahren zu beobachten und zu messen.
Abschließende Gedanken
Abschließend lieferte das Gremium wertvolle Perspektiven und Ratschläge für die Bewältigung der Komplexität der Immobilienbranche. Während wir uns weiterhin für Vielfalt einsetzen und Frauen in diesem Bereich stärken, lassen Sie uns Wissen teilen und den Weg für eine stärkere Zukunft im Immobilienbereich ebnen.
Bleiben Sie dran für weitere Einblicke und Veranstaltungen von unserem Women in Real Estate-Netzwerk! Folgen Sie dieser Seite, um auf dem Laufenden zu bleiben: https://www.linkedin.com/showcase/women-in-real-estate-by-drooms/
Und wenn Sie sich die Podiumsdiskussion als Video ansehen möchten, klicken Sie hier: